DAS ENDE IST ANFANG.
IM ANFANG IST DAS WORT
UND DAS WORT WOHNT IN EUCH.
SUCHT ES, SUCHT ES IMMER.
WER SUCHT, DER FINDET.
Beim Anblick der großen, fruchtbaren Landschaften!
Gepflügter Boden, braune Furchen im Frühjahr bis zum Horizont, im Sommer das wogende Getreide, Zuckerrüben, Gemüse. —
Es gibt Aussichten, da steht meilenweit kein Baum, kein Strauch, als sei nur die Feldfrucht etwas wert von einem Horizont zum anderen. —
Alles, was hoch hinaus will, was sich erheben möchte, wird getilgt. Hier entsteht aus Zufall kein Anhaltspunkt. Alles ist geplant, einsehbar nützlich, faszinierend klar – und leer, ausgeräumt, als handele es sich hier nur noch um Fläche, Nutzfläche von hohem Wert.
(Wir brauchen den Blick nicht erst nach Westen oder osten wenden, um die Endlosigkeit noch intensiver zu erleben, Überall in unserm eigenen Land gibt es diese flachen, fruchtbaren Landschaften, es ist im Norden wie im Süden das gleiche Bild.)
(Wenn wir auf der Autobahn länger in eine Richtung fahren und alle Stunde das Bundesland wechseln und die Klangfarbe und Ausdrucksformen der Nachrichtensprecher und voll Überraschung feststellen, wie die gleiche Meldung immer wieder anders dargestellt werden kann, vertrauen wir gleichzeitg darauf, daß die Fahrbahn, auf der wir schnell dahinrollen, sich nicht ändern wird. Technik macht es möglich.
Alles ist inzwischen anders geworden, die Ortsnamen, die Zeit, der Sonnenstand, das eigene Befinden, Hunger, Durst, Müdigkeit – allein die Straße, auf der wir seit Stunden dahinrollen, bleibt auch morgen die gleiche und die flachen, endlosen Landschafen, die sie rechts und links begleiten, auch.) —
Doch diese Einsicht täuscht. Bei genauerer Betrachtung ist der Anblick nicht gar so reizlos.
Und in der Tat, das ruhelose Auge nimmt bei seinem ständigen Schweifen einige wenige Punkte wahr, an denen es sich festzuhalten versucht.
Nicht selten sind es vereinzelte Bäume, die an bevorzugter Stelle am Horizont und gegen den hellen Himmel mächtig groß erscheinen und von uns einfach angeschaut werden müssen.
Zufällig, das haben wir längst begriffen, rein zufällig, treten diese markanten Punkte in der so "freien" Landschaft nicht in Erscheinung. Sie stehen dort nicht ohne Grund.
Bewußt einmal diese Frage aufgeworfen, gelingt es irgendwann, auszuscheren, abzubiegen, sich anzunähern und anzuhalten.
Der Baum steht da, wo er schon lange steht, tatsächlich nicht grundlos. auch ist es oft nicht nur ein Baum, sondern zwei oder drei. Ihre riesigen Kronen sind mit den Jahren zusammengewachsen, in ihrer Mitte ein Kreuz, ein Stein als Sockel, als Verbindung zur Erde, Worte darin, Jahreszahlen verraten manchmal den Anlaß, der damals, vor oft mehr als hundert Jahren zu der Tat paßte und dieses Zeichen setzen ließ.
Egal, was damals genau geschah, es ist längst verjährt, vergessen. Geblieben ist der Baum und sein Stein, der weithin sichtbare, dunkle Punkt in der Landschaft, erhalten, umpflügt seit mehr als 100 Jahren, einige wenige Quadratmeter ungenutztes Land.
Offenbar ist er doch etwas wert. Würde er sonst so lange bestehen?
Allein, Baum allein, Stein allein, beide allein haben allerdings keine Chance!
Doch zu zweit, BAUM + KRUEZ zusammen, das sieht man ein, das ist mehr, das ist ein deutliches Zeichen.